Bonert-Buschmann-Stiftung

26. Apr 2024

Was hat Sie beide bewogen, eine Stiftung zu gründen?

Erich Bonert: Wir möchten jene sozialen Initiativen, die wir für wichtig halten und schon seit Langem fördern, auch über unser Leben hinaus unterstützen. Nicht um uns damit ein Denkmal zu setzen, sondern um zu gewährleisten, dass sie auch dann noch von uns mitfinanziert werden,
wenn wir nicht mehr sind.
Vera Buschmann: Die zwei Millionen Euro Stiftungsvermögen stammen fast allein von Erich, ich bin nur mit einem sehr kleinen Betrag
beteiligt. Aber Erichs Vorschlag einer gemeinsamen Stiftung hat mich sehr gefreut und ist für mich ein großes Geschenk.
Bonert: Das ist allein schon deshalb unser gemeinsames Projekt, weil Vera in ihrem Testament festgelegt hat, dass nach ihrem Tod weiteres
Geld in unsere Stiftung fließt.

Welche gemeinnützigen Zwecke wollen Sie mit Ihrer Stiftung bedenken?
Bonert: Jene, die in unserer Satzung aufgeführt sind: das Zentrum ÜBERLEBEN, das Folteropfer begleitet, die Obdachlosenhilfe, Projekte
für benachteiligte Kinder und Jugendliche, vor allem im Bildungsbereich, sowie die Katastrophen-, Flüchtlings- und Nothilfe.

Warum gerade diese Initiativen?
Bonert: Als ich geboren wurde, herrschte Krieg, verübten die Nazis furchtbare Gräuel, gab es Auschwitz. Folter ist für mich mit das Schlimmste, was Menschen anderen Menschen antun können. Seit Jahrzehnten unterstütze ich das Berliner Zentrum ÜBERLEBEN, deshalb wird diese Einrichtung in unserer Satzung an erster Stelle genannt. Menschen, die auf der Straße leben müssen, stehen auf der sozialen Leiter ganz unten. Organisationen, die ihnen helfen, wie etwa die Bahnhofsmission, sollen darum regelmäßig bedacht werden. Und seit vielen Jahren bin ich ehrenamtlicher Stiftungsratsvorsitzender der „Soz-Dia-Stiftung-Berlin – Gemeinsam Leben gestalten“, die in der Stadt Kinder-, Jugend-, Familien- und Flüchtlingseinrichtungen betreibt.
Buschmann: Für mich steht die Unterstützung bedürftiger Kinder und Jugendlicher obenan. Als Ehrenamtliche habe ich unter anderem in einer
Kita und in einer vom Arbeiter-Samariter-Bund geführten Flüchtlingsunterkunft gearbeitet. Die „Berlin Rallye“, meine Idee und heute ein Projekt der Bürgerstiftung, habe ich seinerzeit mit einem Mitarbeiter des Senats für Bildung entwickelt. Auf spielerische Weise wird hier Kindern beigebracht, wie sie sich allein im Nahverkehr bewegen können. Davon profitieren gerade Kinder, deren Eltern sich nicht um sie kümmern, die sonst kaum Gelegenheit hätten, aus ihrem Kiez herauszukommen. Mit der „Berlin Rallye“ verhelfen wir ihnen zu größerer Eigenständigkeit. Ich war früher selbst ein vernachlässigtes Kind und freue mich darum heute, der Gesellschaft etwas zurückgeben zu können.

Welche Jugend- und Flüchtlingsinitiativen wollen Sie mit Ihrer Stiftung fördern?
Bonert: Hauptsächlich Projekte der Berliner Bürgerstiftung. Für unsere eigene Stiftung haben wir ja die Bürgerstiftung als Treuhänder gewählt,
sind sozusagen unter ihr Dach geschlüpft.

Warum?
Ein Grund dafür waren die gemeinsamen Interessen in der Kinder- Jugend- und Flüchtlingsarbeit. Etwa die Hälfte der jährlichen Erträge unserer
Stiftung sollen dafür verwendet werden. Die Bürgerstiftung wird uns bestimmte Projekte empfehlen, wir wählen aus.

Und der Grund für das treuhänderische Modell?
Als Gegenzug für unsere Zuwendungen verwaltet die Bürgerstiftung unsere Stiftung kostenlos. Bei unserem gegenwärtigen Stiftungsvermögen
von zwei Millionen Euro lassen sich jährlich bis zu 80.000 Euro erwirtschaften. Hätten wir eine selbstständige Stiftung gegründet, müssten wir einen größeren Teil davon allein für ihre Verwaltung aufwenden. Um das zu vermeiden, haben wir die Treuhandlösung gewählt.
Buschmann: Noch ein anderer Grund sprach dafür: Markenzeichen der Bürgerstiftung ist im Wesentlichen die ehrenamtliche Arbeit. Über
500 Ehrenamtler sind dort engagiert und leisten Hervorragendes. Last but not least: die Ehrenamtler werden in der Bürgerstiftung sehr professionell und liebevoll betreut.

Erich Bonert, Jahrgang 1943, ist Wirtschaftsmediator M.A. Viele Jahrzehnte arbeitete er als Projektentwickler und Bauträger in Berlin.
Dr. Vera Buschmann, Jahrgang 1951, ist promovierte Ökonomin und war Marktforscherin bei den Berliner Verkehrsbetrieben BVG.

Die Fragen stellte Martin Klingst.

 

 

 

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